Die zehn Gebote des Software Engineering: Ein Leitfaden für nachhaltige Softwareentwicklung

29.01.2025
Prof. Dr. Sabine Radomski & Dr. Serda Hauser

In einer Welt, in der Software ein zentraler Bestandteil des Alltags ist, sind klare Prinzipien und Regeln erforderlich, um die Qualität und Nachhaltigkeit von Softwareprojekten sicherzustellen. Die „zehn Gebote“ des Software Engineerings bieten einen praktischen Leitfaden, um Projekte strukturiert und effizient zu gestalten.

Das erste Gebot betont die Einhaltung von Standards. Die Implementierung und Pflege einheitlicher Entwicklungsstandards fördern nicht nur die Konsistenz innerhalb eines Projekts, sondern auch die Qualität und Sicherheit der Software. Ein Beispiel ist die Nutzung von etablierten Frameworks und Coding-Standards, um die Lesbarkeit und Wartbarkeit des Codes zu gewährleisten.

Das zweite Gebot hebt die Wichtigkeit einer strukturierten Vorgehensweise hervor. Der Entwicklungsprozess sollte immer durch eine klare Planung und Dokumentation unterstützt werden, um eine reibungslose Zusammenarbeit im Team zu ermöglichen. Dies ist besonders relevant, um Missverständnisse zu vermeiden und den Fortschritt nachvollziehbar zu machen.

Das dritte Gebot erinnert daran, dass Softwareentwicklung ein kreativer Prozess ist, der Zeit benötigt. Entwickler sollten sich die Freiheit nehmen, innovative Ansätze zu verfolgen, die nicht nur die Funktionalität verbessern, sondern auch die Benutzererfahrung optimieren. Das „Whisky-Syndrom“, bei dem kreative Pausen zur Reflektion und Verbesserung führen, ist hier ein passendes Konzept.

Weitere Gebote, wie das KISS-Prinzip (Keep It Simple, Stupid), fordern, dass Komplexität minimiert wird, um die Software leichter wartbar und verständlich zu machen. Das Prinzip der Dokumentation ist ebenfalls unerlässlich, da es sicherstellt, dass zukünftige Entwickler die Arbeit leicht nachvollziehen und weiterführen können. Alle weiteren Gebote finden sie in unserem Buch („Softwarequalität ist wie Schönheit“ bei epubli).

Die „zehn Gebote“ des Software Engineerings sind mehr als nur Empfehlungen – sie sind bewährte Praktiken, die den Weg zu nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Softwareprojekten ebnen. Durch die Einhaltung dieser Grundsätze können Entwickler sicherstellen, dass ihre Software nicht nur heute, sondern auch in Zukunft effektiv und sicher ist.

Dieser Artikel ist Teil des Buches “Softwarequalität ist wie Schönheit” von Prof. Dr. Sabine Radomski und Dr. Serda Hauser.
In ihrem neuesten Werk werfen die Autorinnen einen skeptischen Blick auf die aktuelle Softwarelandschaft und warnen vor den weitreichenden Folgen minderwertiger Softwarequalität in einer digitalisierten Gesellschaft. Sie betonen die Unzulänglichkeiten vieler Unternehmen und Einzelpersonen im Umgang mit Sicherheitslücken und zeigen auf, wie selbst eine einzige veröffentlichte Schwachstelle das gesamte System gefährden kann. Mit scharfer Kritik an der mangelnden Sensibilisierung für Datenschutzrisiken und der weit verbreiteten Sammlung und Übertragung von Big Data, machen die Autorinnen deutlich, dass die Sicherheit und Qualität von Software von entscheidender Bedeutung ist. Das Buch liefert keine einfachen Lösungen, sondern fordert zum Umdenken und zur dringenden Umkehr in der Software-Nutzung und -Produktion auf. Es zeigt auf, dass die Menschheit nicht nur vor der digitalen Transformation, sondern auch vor einer möglichen Katastrophe in Form eines Qualitätsdesasters steht.

Die Autorinnen:

Profn. Radomski, ist verheiratet und hat zwei Töchter, studierte von 1984 – 1988 Informationsverarbeitung an der Ingenieurhochschule Dresden und promovierte 1995 an der TU Dresden im Informatik Zentrum. Nachdem sie als Systemadministrator in verschiedenen Firmen tätig war wurde sie 2000 Professorin im Fachbereich Nachrichtentechnik der Hochschule für Telekommunikation Leipzig. Ihr Lehrangebot umfasste Verteilte Systeme, Softwareengineering und Software Management. Sie ist BITKOM Experte im AK Cloud Computing und Outsourcing (CCO), AI (Künstliche Intelligenz), IT-Sicherheit sowie Qualitätsmanagement und wurde als Professor des Jahres 2015 von der Zeitschrift Unicum ausgezeichnet. 2024 wurde das Buch „Softwarequalität ist wie Schönheit“ von Sabine Radomski und Serda Hauser im epubli Verlag mit der ISBN 9783759881847 veröffentlicht.
Dr. Serda Hauser ist eine Deutsch-Amerikanerin und arbeitet als Service Delivery Manager bei der Deutschen Telekom Technik GmbH in Ulm. Von 2008 bis 2017 studierte sie Telekommunikationsinformatik im Bachelor of Engineering und Wirtschaftsinformatik im Masterstudiengang an der Hochschule für Telekommunikation in Leipzig (HfTL). 2023 promovierte sie an der Universität Leipzig zum Dr.-Ing. Von 2000 bis 2015 arbeitete sie für die Deutsche Telekom AG als Requirements Engineer, Projektmanagerin und Systemmanagerin. Seitdem ist sie für die Deutsche Telekom Technik AG tätig. Ihr Fachwissen liegt im Bereich Software-Engineering, einschließlich Requirements Engineering (RE). Im Rahmen ihrer Promotion entwickelte sie ein RE-Tool (Product Requirement Infomation Management System (PRIMS)) mit maschinellen Lernmethoden, das sich auf die Qualität spezifischer Anforderungen konzentriert. PRIMS wird demnächst bei T-Systems zur Analyse von IT-Anforderungen eingesetzt.

    Was ist eine der einzigartigen Eigenschaften von Software im Vergleich zu physischen Produkten?

    Welcher technologische Trend stellt besondere Anforderungen an die Softwarearchitektur?

    Wie wird die Ästhetik von Software definiert und was trägt dazu bei, dass Software als „schön“ empfunden wird?

    Was bedeutet das „Whisky-Syndrom“?

    Welche Eigenschaften müssen KI-Systeme haben, damit sie Vertrauen bei Nutzer:innen erwecken?

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