Qualität und Ästhetik – Softwarequalität ist wie Schönheit

15.01.2025
Prof. Dr. Sabine Radomski & Dr. Serda Hauser

Die Vorstellung, dass Software nicht nur funktional, sondern auch „schön“ sein kann, ist nicht weit verbreitet. Dabei umfasst Softwarequalität mehr als nur den technischen Erfolg – sie ist eine Kombination aus Effizienz, Eleganz und Benutzerfreundlichkeit. In diesem Beitrag gehen wir der Frage nach, warum Software als schön empfunden werden kann und wie die langfristige Pflege zu ihrer Qualität beiträgt.

Software ist in ihrer Natur immateriell und inhomogen, was sie von physischen Produkten unterscheidet. Diese Eigenschaften ermöglichen es Entwicklern, kreative und innovative Lösungen zu schaffen. Doch diese Freiheit bringt auch Verantwortung mit sich, denn die Ästhetik der Software zeigt sich in ihrem Design, ihrer Struktur und ihrer Benutzerführung. Eine Software, die intuitiv zu bedienen ist und eine klare Navigation bietet, wird als ansprechend und „schön“ empfunden. Dies ist vergleichbar mit einer gut gestalteten Benutzeroberfläche, die nicht nur die Funktionalität unterstützt, sondern auch die Zufriedenheit des Nutzers erhöht.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Pflege der Software, die einer regelmäßigen Wartung bedarf, um leistungsfähig zu bleiben. Software verschleißt im Gegensatz zu physischen Produkten nicht durch Gebrauch, aber durch Vernachlässigung kann sie „veralten“. Technische Schulden, wie unzureichend dokumentierter Code oder veraltete Abhängigkeiten, können die Effizienz und Schönheit einer Software erheblich beeinträchtigen. Regelmäßige Updates und Refactoring-Maßnahmen sind daher unverzichtbar, um die „Gesundheit“ der Software zu gewährleisten.

Die Architektur der Software spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Eine gut durchdachte Architektur, die den Prinzipien des „gesunden Designs“ folgt, sichert die langfristige Wartbarkeit und Erweiterbarkeit der Software. Dies kann mit einer sorgfältigen Bauweise verglichen werden, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional robust ist.

Schöne Software ist mehr als die Summe ihrer Funktionen. Sie ist das Ergebnis eines gut durchdachten Designs und einer kontinuierlichen Pflege, die Benutzerfreundlichkeit und technische Qualität vereint. Eine Software, die als schön wahrgenommen wird, ist nicht nur optisch ansprechend, sondern auch leistungsfähig, effizient und zukunftssicher.

 

Dieser Artikel ist Teil des Buches “Softwarequalität ist wie Schönheit” von Prof. Dr. Sabine Radomski und Dr. Serda Hauser.
In ihrem neuesten Werk werfen die Autorinnen einen skeptischen Blick auf die aktuelle Softwarelandschaft und warnen vor den weitreichenden Folgen minderwertiger Softwarequalität in einer digitalisierten Gesellschaft. Sie betonen die Unzulänglichkeiten vieler Unternehmen und Einzelpersonen im Umgang mit Sicherheitslücken und zeigen auf, wie selbst eine einzige veröffentlichte Schwachstelle das gesamte System gefährden kann. Mit scharfer Kritik an der mangelnden Sensibilisierung für Datenschutzrisiken und der weit verbreiteten Sammlung und Übertragung von Big Data, machen die Autorinnen deutlich, dass die Sicherheit und Qualität von Software von entscheidender Bedeutung ist. Das Buch liefert keine einfachen Lösungen, sondern fordert zum Umdenken und zur dringenden Umkehr in der Software-Nutzung und -Produktion auf. Es zeigt auf, dass die Menschheit nicht nur vor der digitalen Transformation, sondern auch vor einer möglichen Katastrophe in Form eines Qualitätsdesasters steht.

Die Autorinnen:

Profn. Radomski, ist verheiratet und hat zwei Töchter, studierte von 1984 – 1988 Informationsverarbeitung an der Ingenieurhochschule Dresden und promovierte 1995 an der TU Dresden im Informatik Zentrum. Nachdem sie als Systemadministrator in verschiedenen Firmen tätig war wurde sie 2000 Professorin im Fachbereich Nachrichtentechnik der Hochschule für Telekommunikation Leipzig. Ihr Lehrangebot umfasste Verteilte Systeme, Softwareengineering und Software Management. Sie ist BITKOM Experte im AK Cloud Computing und Outsourcing (CCO), AI (Künstliche Intelligenz), IT-Sicherheit sowie Qualitätsmanagement und wurde als Professor des Jahres 2015 von der Zeitschrift Unicum ausgezeichnet. 2024 wurde das Buch „Softwarequalität ist wie Schönheit“ von Sabine Radomski und Serda Hauser im epubli Verlag mit der ISBN 9783759881847 veröffentlicht.
Dr. Serda Hauser ist eine Deutsch-Amerikanerin und arbeitet als Service Delivery Manager bei der Deutschen Telekom Technik GmbH in Ulm. Von 2008 bis 2017 studierte sie Telekommunikationsinformatik im Bachelor of Engineering und Wirtschaftsinformatik im Masterstudiengang an der Hochschule für Telekommunikation in Leipzig (HfTL). 2023 promovierte sie an der Universität Leipzig zum Dr.-Ing. Von 2000 bis 2015 arbeitete sie für die Deutsche Telekom AG als Requirements Engineer, Projektmanagerin und Systemmanagerin. Seitdem ist sie für die Deutsche Telekom Technik AG tätig. Ihr Fachwissen liegt im Bereich Software-Engineering, einschließlich Requirements Engineering (RE). Im Rahmen ihrer Promotion entwickelte sie ein RE-Tool (Product Requirement Infomation Management System (PRIMS)) mit maschinellen Lernmethoden, das sich auf die Qualität spezifischer Anforderungen konzentriert. PRIMS wird demnächst bei T-Systems zur Analyse von IT-Anforderungen eingesetzt.

    Was ist eine der einzigartigen Eigenschaften von Software im Vergleich zu physischen Produkten?

    Welcher technologische Trend stellt besondere Anforderungen an die Softwarearchitektur?

    Wie wird die Ästhetik von Software definiert und was trägt dazu bei, dass Software als „schön“ empfunden wird?

    Was bedeutet das „Whisky-Syndrom“?

    Welche Eigenschaften müssen KI-Systeme haben, damit sie Vertrauen bei Nutzer:innen erwecken?

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