Testen als Beruf? So sichert ihr die Qualität in euren Softwareprojekten

20.06.2025
Dr. Erhardt Wunderlich & Steffen Schild

— Advertorial —

„Nur mal kurz auf ein paar Knöpfe drücken“: dieses Bild vom Softwaretesten hält sich hartnäckig. Dabei geht es um viel mehr: Nämlich Qualität systematisch zu erzeugen und sicherzustellen. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der Bedeutung des Testens innerhalb der Softwareentwicklung und stellen das “Berufsbild Testen“ als Orientierung für Tester, Teams und Organisationen vor.

Einleitung: Warum ist Testen so wichtig?

Software steuert heute zentrale Lebensbereiche: Bankgeschäfte, Flughäfen, medizinische Anwendungen und vieles mehr. Fehler darin sind keine Lappalien, sie können gravierende wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen haben. Ein besonders eindrückliches Beispiel: Am 21. Juli 2024 führte ein fehlerhaftes Update der Sicherheitssoftware „Crowdstrike Falco“ zum Ausfall von rund 8,5 Millionen Windows-Systemen, darunter in Krankenhäusern, an Flughäfen und in Banken. Der Schaden? Rund 10 Milliarden Dollar.

Wie konnte das passieren?

Obwohl auf den ersten Blick vieles dafür sprach, dass Entwickler und Tester im Einsatz waren, entstand das Problem durch typische, aber folgenschwere Fehler.

  • Unit-Tests testeten nur den Happy Path
  • Negative Testszenarien und Sonderfälle wurden nicht ausreichend berücksichtigt
  • Ein Array-Index-Fehler führte zu Datendefekten: ein fataler Fehler
  • Manuelles Testen beschränkte sich nur auf korrekte Eingaben
  • Konfigurationsdateien und Versionen wurden fehlerhaft oder gar nicht geprüft

Folgen von fehlerhafter Software

Dieses Ereignis macht klar, dass strukturiertes Testen alles andere ist als „nice to have“. Fehlende Qualitätssicherung ist kein Kavaliersdelikt. Neben wirtschaftlichen Schäden drohen auch rechtliche Konsequenzen, etwa bei grober Fahrlässigkeit im Testing-Prozess. Der Anspruch an Qualität muss deshalb von Beginn an im Entwicklungsprozess verankert werden.

Beruf Testen: Mehr als nur Software klicken

Wer sich mit Softwarequalität beschäftigt, wird schnell merken, dass Testerinnen und Tester eine hohe Verantwortung tragen. Ihre Rolle beginnt nicht erst, wenn die Entwicklung „fertig“ ist, sondern schon in der Planungsphase eines Projekts. Tester bringen Erfahrung mit, um Anforderungen realistisch und risikoorientiert zu bewerten. Sie können schon früh erkennen, wo Fehler entstehen können und dafür sorgen, dass Qualität nicht dem Zufall überlassen wird.

Softwarequalität ist heute wichtiger denn je

Moderne Softwareprojekte sind komplex: Systeme hängen zusammen, externe Services müssen integriert werden, Nutzer erwarten hohe Usability. Wer Testing nur als Endkontrolle begreift, produziert unnötige Risiken. Deshalb braucht es Fachkräfte, die:

  • Testmethoden beherrschen
  • technisches Verständnis mitbringen
  • teamübergreifend denken und handeln

Wenn Qualität früh und präventiv in den Entwicklungsprozess eingebunden wird, macht das auch die Systeme robuster und sicherer.

Das Berufsbild Testen: Ein Orientierungsrahmen vom German Testing Board

Um Teams und Organisationen zu helfen, die Anforderungen an Qualität und Testing so abzubilden, dass sie dauerhaft und nachhaltig in den Entwicklungsprozess integriert werden können, hat das German Testing Board das Berufsbild Testen entwickelt. Das Berufsbild ist flexibel einsetzbar: in klassischen, agilen oder hybriden Projektumgebungen. Es bündelt das Know-how von Fachleuten aus Industrie und Wissenschaft.

Ziele des Berufsbilds:

  • Klarheit über Rollen, Verantwortungen und Kompetenzen schaffen
  • Testing als festen Bestandteil des Entwicklungsprozesses etablieren
  • die Professionalisierung von Testteams fördern

Egal ob das klassische V-Modell in Unternehmen zum Einsatz kommt oder ob ein Team vollständig auf Agilität setzt: Die im Berufsbild vorgeschlagenen Positionen und Kompetenzfelder lassen sich flexibel an jede Projektsituation anpassen.

Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung

Testen ist keine rein technische Disziplin. Es geht darum, Qualität ganzheitlich abzusichern. Neben spezialisierten Fachkenntnisse in der Testmethodik braucht es auch wichtige Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen, wie

  • Kommunikation
  • Durchsetzungsfähigkeit
  • Entscheidungskraft

Konkret heißt das: Wer testet, muss auch kommunizieren können, mit Entwicklerinnen und Entwicklern genauso wie mit Projektmanagement und Stakeholdern. Nur mit klarer Kommunikation können Risiken frühzeitig adressiert werden. Kommt es zum Konflikt, hilft Durchsetzungsfähigkeit und Entscheidungskraft, um im Zweifel auch unangenehme Botschaften zu vermitteln – etwa wenn ein Release verschoben werden muss, weil wesentliche Qualitätskriterien nicht erfüllt sind.

Kompetenzdimensionen

Das Berufsbild definiert vier Kompetenzdimensionen.

  • Prozesskompetenz: Verständnis für das Vorgehensmodell. Wie wird entwickelt, wo liegen Stärken und Schwächen dabei?
  • Technologiekompetenz: Verständnis für die eingesetzten Programmiersprachen, Tools und Architekturen.
  • Testkompetenz: Konkretes Methodenwissen: Wie werden Testszenarien entworfen? Wie können Testfälle effizient abgedeckt werden?
  • Domänenkompetenz: Verständnis für die Besonderheiten des Fachgebiets und der Branche: Was sind die Besonderheiten z.B. im Finance-Bereich oder der Automobilindustrie?

Verantwortungsebene und persönliche Entwicklung

Das Berufsbild unterscheidet drei Verantwortungsebenen:

  • Arbeitsebene: operative Durchführung von Tests
  • Operative Ebene: Steuerung von Testaktivitäten und des operativen Geschäfts
    Strategische Ebene: Gestaltung von Prozessen, Methoden und Strukturen

Mit wachsender Erfahrung können sich Personen von der reinen Ausführung zur Mitgestaltung entwickeln und ihre Karriere bis hin zur Qualitätssicherung auf Management-Level gestalten.

Basispositionen und Spezialisierung

Das Berufsbild unterscheidet zwischen drei zentralen Positionen, die unterschiedliche Schwerpunkte haben:

  • Die Testanalyse widmet sich dem Erkennen, Interpretieren und Ausgestalten von Anforderungen sowie der Ableitung geeigneter Testfälle.
  • Das Testengineering konzentriert sich auf die Realisierung und Durchführung dieser Tests.
  • Das Testmanagement regelt sämtliche organisatorischen Aspekte, wie die Planung und Steuerung der Testaktivitäten.

Diese unterschiedlichen Aufgaben müssen nicht zwingend von getrennten Personen ausgeübt werden. Oftmals übernehmen Testerinnen und Tester verschiedene Aufgaben gleichzeitig. Wichtig ist jedoch, dass in einem Team (oder über mehrere Teams verteilt) alle nötigen Fähigkeiten repräsentiert sind.

Fazit: Qualität als gemeinschaftliche Aufgabe

Die weltweiten “Crowdstrike”-Ausfälle haben gezeigt, welche enormen Folgen mangelnde Qualität in Software haben kann. Testen ist weit mehr als nur „prüfen“. Es ist ein strukturierter, verantwortungsvoller Prozess, mit klarem Mehrwert. Wer Testing ernst nimmt, verringert das Risiko, erhöht die Verlässlichkeit seiner Produkte und schafft Vertrauen bei Nutzern und Stakeholdern.

Je früher und strukturierter Qualität adressiert wird, desto reibungsloser verläuft die Entwicklung. Das Berufsbild Testen hilft Organisationen, die vielen Facetten und Rollen, die für professionelle Testarbeit nötig sind, klar abzubilden und zu entwickeln.

 

Autoren:

  • Erhardt Wunderlich (Mitglied im German Testing Board, langjährige Erfahrung in Softwareentwicklung und Testing in verschiedenen Industrien)
  • Steffen Schild (Leitung Fachbereich Testing bei ALTEN, verantwortlich für Einstellungsprozesse, Weiterbildungen, Projekt- und Karriereplanung sowie Gründer einer Testing Community und aktiver Berater in Projekten)

Anmerkung: Dieser Blogartikel ist eine Zusammenfassung des Vortrags “Testen als Beruf?” des German Testing Board, der im Rahmen des A4Q Testing Summit im Jahr 2024 stattfand

 

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