Testen in der Zukunft – Was kommt denn da auf uns zu?

25.11.2019
admin

Wie wird die Zukunft für den Softwaretest aussehen? Inwiefern wird Künstliche Intelligenz die Arbeit der Tester*innen beeinflussen? Wie werden KI-Produkte getestet und wie wird KI beim Testen eingesetzt? Diese Fragen und mehr beschäftigten das Publikum beim 6. Quality Day Berlin.
Den Auftakt des Tages bildete aber kein Vortrag eines Testers sondern einer Politologin: Dr. Isabella Hermann von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften untersucht, wie Künstliche Intelligenz im öffentlichen Diskurs dargestellt wird und wie sich der Einsatz von KI-Systemen auf die Gesellschaft auswirkt. Die Frage der Ethik in der KI stand im Fokus ihres Vortrags. Denn Datensätze sind nicht neutral, sondern spiegeln oft Diskriminierungen o.ä. wieder. Salopp gesagt „Robotergesetze sind ein Witz“, denn KI-Systeme, die mit solchen Datensätzen trainiert werden, können Benachteiligungen fortsetzen bzw. verstärken.
Weiter ging es mit dem Vortrag „KI Evaluations-Frameworks im Medien-Kontext“ von Media & Data Scientist Dr. Christoper Krauß (Fraunhofer FOKUS), der den Einsatz von KI am Beispiel der Auswertung von Live- und On-Demand-Videos aufzeigte. Im gesamten Lebenszyklus dieser Medien – von der Entstehung bis zur Auswertung der Mediennutzung – entstehen große Datenmengen. Diese Daten können sowohl zur Verbesserung der Medien-Qualität genutzt werden, aber auch zur gezielten Schaltung von Werbung für die jeweilige Zielgruppe.
Welche Chancen Künstliche Intelligenz für das Software Testen bietet, stand im Vortrag von Rozalia Baé (Con Medico) im Mittelpunkt. Denn mit KI können Software Tester*innen innovative Test-Methoden, Testarten und Test-Strategien entwickeln. Vor allem dann, wenn Tester, Entwickler und Manager gemeinsam aus ihren verschiedenen Perspektiven heraus Chancen und Risiken analysieren, der menschliche Intellekt also eingesetzt wird um ein Gesamtbild zu sehen, wozu die KI derzeit nicht in der Lage ist. Entsprechend schloss Baé den Vortrag mit einem Zitat von Immanuel Kant „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“.
Einen anderen Aspekt beleuchteten Jens Bielefeldt (KOSTAL) und Hans-Werner Wiesbrock (ITPower Solutions) in ihrem Vortrag „Einsatz von KI für den Test Eingebetteter Systeme“. Anhand von unterschiedlichen Beispielen, wie Herzschrittmachern und Autos, verdeutlichten die beiden Experten, wie zunehmend vital und/oder ökonomisch kritisch der Einsatz von Smart Devices in diesem Zusammenhang ist. Die Qualitätssicherung ist dabei unerlässlich und genau dabei kann KI, bzw. Machine Learning mittels verschiedener Instrumente helfen.
Matthias Pruksch (sepp.med gmbh) betonte in seinem Vortrag „Guardians of the Quality – datengetriebenes Testen als Erfolgsgarant“ wiederum die Qualität der Daten und der Software. Denn egal ob klassisch entwickelt oder künstlich intelligent, der Erfolg von (werschöpfenden) Projekten steht und fällt mit dem Nachweis der angemessenen Qualität der Daten und Software. Idealerweise enthält dieser automatisierte Nachweis, also das Testen die ganze Palette möglicher Überprüfungen und kontinuierliche Weiterentwicklung.
Eine der Fragen des Tages beantwortete Jeremias Rößler (ReTest GmbH) in seinem Vortrag „Wann wird die KI meinen Job als Tester übernehmen?“. Er meint, Nein, im Gegenteil da die Jobs vieler Tester sogar die Jobs von Entwicklern überleben könnten. Denn einerseits benötigt immer noch jemanden, der KI trainiert. Andererseits ist mit der möglichen Entwicklung von Code durch KIs immer noch jemand notwendig, der zwar nicht das Ergebnis definiert, dieses aber genehmigt und abnimmt, also die Tester*innen.
Prof. Dr. Bettina Buth (HAW Hamburg) stellte diverse Fragen rund um die Safety & Security-Aspekte der KI in den Raum. Z.B. die Frage, ob Themen, inwiefern Uncertainty, Underfitting und Overfitting beim Maschinellen Lernen auch für KI-basierte Komponenten in sicherheitskritischen Anwendungen ausreichen. Lassen sich die Qualitätssicherungsansätze und Zertifizierungsanforderungen aus Bereichen wie Luftfahrt oder Automobil überhaupt auf diese Art von Komponenten übertragen? Ein Dialog zwischen Safety und KI ist laut Prof. Dr. Buth definitiv gewünscht.
Inspiriert von dem Input der ersten Vorträge gab es in der Kaffeepause ein World Café, in dem eifrig u.a. folgende Fragen diskutiert wurden:

  • KI und Medizintechnik – wo sind die Herausforderungen?
  • Wie sehen Teststrategien für die KI aus?
  • Übernimmt die KI in Zukunft das Testen?
  • Kann KI wirklich eingebettete Systeme testen?

Globalisierung, Digitalisierung, Internet of Things, Big Data, Cyber-Kriminalität, Cloud-Computing und die Energiewende bestimmen den Alltag, in dem Firmen und Privatpersonen Software mit Fehlern und Sicherheitsschwachstellen nutzen. Viele sind sich dieser Fehler und Schwachstellen bewusst, fühlen sich diesen aber machtlos ausgeliefert. Profn. Dr. Sabine Radomski (HfTL)zeigte in Ihrem Vortrag „Testen für die digitale Transformation“ auf, inwiefern das Testen in dem gesamten Entwicklungsprozess integriert werden kann. Mit Hilfe eines Gütesiegels, also einer in die Software-Entwicklung integrierte Zertifizierung, können Ihrer Meinung nach die Ängste der Nutzer gemildert werden.
Um die praktische Anwendung von KI demonstrierte anschließend Sebastian Striebig (Embold Technolgies) mit seinem Vortrag „AI Bug Finder und AI readiness for augmented development“. Mit einem AI Bug Finder wird die Qualitätssicherung, die innerhalb einer KI auch ungeheure Datenmengen erzeugen kann, nachverfolgbar gemacht. Aus Fehlern, Anforderungen und Tickets kann Qualität mittels einer KI gelernt werden.
Den Abschluss des Tages bildete Prof. Dr. Andreas Spillners Zwischenruf „Denkanstöße zu programmierten Entscheidungen“. In diesem wurden nochmal die aktuellen Entwicklungen im Rahmen der digitalen Transformation aufgezeigt. Dabei stellt sich gerade im Zusammenhang mit der Entwicklung Künstlicher Intelligenz die Frage: „Welche Entscheidungen geben wir an KIs, an Software ab und welche behalten wir?“.
Fachgruppenleiter Dr. Erhardt Wunderlich und die ca. 70 Teilnehmer*innen waren sehr zufrieden mit dem 6. Quality Day Berlin. Die Vorträge zeigten viele Denkanstöße und Diskussionen rund um das Thema KI und Testing auf. Wir werden in Zukunft also weiterhin viel mit diesem spannenden Themengebiet zu tun haben.
Der ASQF bedankt sich an dieser Stelle nochmal an die Sponsoren und Partner: dpunkt-Verlag, German Testing Board, inflectra Tech, iSQI, ITPower Solutions, Sogeti und sepp.med gmbh.

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