Warum Software so besonders und gleichzeitig riskant ist

05.12.2024
Prof. Dr. Sabine Radomski & Dr. Serda Hauser

In der heutigen digitalen Welt spielt Software eine zentrale Rolle. Sie ist das Rückgrat nahezu aller modernen Technologien, von Smartphones über medizinische Geräte bis hin zu globalen Finanzsystemen. Doch was macht Software so einzigartig und gleichzeitig anfällig? Und warum ist das Risiko unsicherer Software so hoch?

Die besonderen Eigenschaften von Software

  • Immaterialität: Software ist nicht greifbar und besteht ausschließlich aus Code. Im Gegensatz zu physischen Produkten ist sie schwer fassbar, und Änderungen können oft schnell und ohne sichtbare Spuren erfolgen.
  • Inhomogenität: Software besteht aus vielen verschiedenen Komponenten und kann in zahlreichen Varianten auftreten. Diese Inhomogenität führt dazu, dass keine zwei Systeme exakt gleich funktionieren.
  • Langlebigkeit: Im Vergleich zu physischen Produkten hat Software eine längere Lebensdauer. Software verschleißt bei der Nutzung nicht, bleibt jedoch nicht automatisch sicher oder aktuell.
  • Wartungsfreiheit durch Benutzung: Im Gegensatz zu vielen Maschinen zeigt Software bei Nutzung keine Abnutzung. Dennoch kann sie durch veraltete Programmierung und nicht adressierte Sicherheitslücken anfällig werden.

Warum unsichere Software eine Bedrohung darstellt

  • Unsichere Software bietet Angriffspunkte für Cyberkriminelle, die diese Schwachstellen für vielfältige Angriffe nutzen können. Von Datenverlust bis hin zu Betriebsunterbrechungen sind die Risiken vielfältig und oft existenzbedrohend.
  • Angriffsarten im Überblick:
    • Malware (Viren, Würmer, Trojaner): Schadsoftware, die Daten zerstören oder stehlen kann.
    • Phishing: Angriffe, die versuchen, sensible Daten durch gefälschte Kommunikation zu erlangen.
    • DDoS (Distributed Denial of Service): Überlastungsangriffe, die Systeme zum Stillstand bringen.
    • Ransomware: Diese Art von Schadsoftware verschlüsselt Daten und fordert Lösegeld für die Entschlüsselung.

Stärken und Schwächen von Angreifern

  • Cyberkriminelle nutzen unterschiedliche Methoden und verfolgen verschiedene Ziele. Während staatlich gesponserte Hacker oft politisch motiviert sind, agieren andere Angreifer aus finanziellen Gründen oder „zum Spaß“.
  • Motivationen: Angreifer können zur Spionage, für Sabotage oder für wirtschaftlichen Profit agieren. Manche Akteure handeln aus Ideologie und nennen sich „Hacktivisten“.
  • Bedrohung für Unternehmen: Auch kleine Unternehmen sind nicht vor Angriffen sicher. Mit steigendem Bewusstsein für Cyberkriminalität müssen Firmen weltweit in Sicherheitsstrategien investieren, um gegen die wachsende Bedrohung gewappnet zu sein.

Fazit Software ist einzigartig in ihrer Beschaffenheit und bringt durch ihre immaterielle, komplexe Natur viele Herausforderungen mit sich. Unsichere Software stellt eine große Bedrohung dar, da Schwachstellen oft unentdeckt bleiben und kriminelle Akteure zunehmend raffinierter werden. Dieser Beitrag ist der Auftakt einer Reihe, die Einblicke in die faszinierende Welt der Softwareentwicklung und die Wege zu sicherer, nachhaltiger Software gibt. Call-to-Action Möchten Sie mehr über die Herausforderungen und Lösungsansätze im Bereich Software erfahren? Bleiben Sie dran für den nächsten Beitrag unserer Serie!

Dieser Artikel ist Teil des Buches “Softwarequalität ist wie Schönheit” von Prof. Dr. Sabine Radomski und Dr. Serda Hauser.
In ihrem neuesten Werk werfen die Autorinnen einen skeptischen Blick auf die aktuelle Softwarelandschaft und warnen vor den weitreichenden Folgen minderwertiger Softwarequalität in einer digitalisierten Gesellschaft. Sie betonen die Unzulänglichkeiten vieler Unternehmen und Einzelpersonen im Umgang mit Sicherheitslücken und zeigen auf, wie selbst eine einzige veröffentlichte Schwachstelle das gesamte System gefährden kann. Mit scharfer Kritik an der mangelnden Sensibilisierung für Datenschutzrisiken und der weit verbreiteten Sammlung und Übertragung von Big Data, machen die Autorinnen deutlich, dass die Sicherheit und Qualität von Software von entscheidender Bedeutung ist. Das Buch liefert keine einfachen Lösungen, sondern fordert zum Umdenken und zur dringenden Umkehr in der Software-Nutzung und -Produktion auf. Es zeigt auf, dass die Menschheit nicht nur vor der digitalen Transformation, sondern auch vor einer möglichen Katastrophe in Form eines Qualitätsdesasters steht.

Die Autorinnen:

Profn. Radomski, ist verheiratet und hat zwei Töchter, studierte von 1984 – 1988 Informationsverarbeitung an der Ingenieurhochschule Dresden und promovierte 1995 an der TU Dresden im Informatik Zentrum. Nachdem sie als Systemadministrator in verschiedenen Firmen tätig war wurde sie 2000 Professorin im Fachbereich Nachrichtentechnik der Hochschule für Telekommunikation Leipzig. Ihr Lehrangebot umfasste Verteilte Systeme, Softwareengineering und Software Management. Sie ist BITKOM Experte im AK Cloud Computing und Outsourcing (CCO), AI (Künstliche Intelligenz), IT-Sicherheit sowie Qualitätsmanagement und wurde als Professor des Jahres 2015 von der Zeitschrift Unicum ausgezeichnet. 2024 wurde das Buch „Softwarequalität ist wie Schönheit“ von Sabine Radomski und Serda Hauser im epubli Verlag mit der ISBN 9783759881847 veröffentlicht.
Dr. Serda Hauser ist eine Deutsch-Amerikanerin und arbeitet als Service Delivery Manager bei der Deutschen Telekom Technik GmbH in Ulm. Von 2008 bis 2017 studierte sie Telekommunikationsinformatik im Bachelor of Engineering und Wirtschaftsinformatik im Masterstudiengang an der Hochschule für Telekommunikation in Leipzig (HfTL). 2023 promovierte sie an der Universität Leipzig zum Dr.-Ing. Von 2000 bis 2015 arbeitete sie für die Deutsche Telekom AG als Requirements Engineer, Projektmanagerin und Systemmanagerin. Seitdem ist sie für die Deutsche Telekom Technik AG tätig. Ihr Fachwissen liegt im Bereich Software-Engineering, einschließlich Requirements Engineering (RE). Im Rahmen ihrer Promotion entwickelte sie ein RE-Tool (Product Requirement Infomation Management System (PRIMS)) mit maschinellen Lernmethoden, das sich auf die Qualität spezifischer Anforderungen konzentriert. PRIMS wird demnächst bei T-Systems zur Analyse von IT-Anforderungen eingesetzt.

    Was ist eine der einzigartigen Eigenschaften von Software im Vergleich zu physischen Produkten?

    Welcher technologische Trend stellt besondere Anforderungen an die Softwarearchitektur?

    Wie wird die Ästhetik von Software definiert und was trägt dazu bei, dass Software als „schön“ empfunden wird?

    Was bedeutet das „Whisky-Syndrom“?

    Welche Eigenschaften müssen KI-Systeme haben, damit sie Vertrauen bei Nutzer:innen erwecken?

    Name *

    E-Mail *

    Mit Teilnahme am Gewinnspiel erkläre ich mich mit den Teilnahmebedingungen einverstanden.
    Der Rechtsweg und die Auszahlung des Gewinnes sind ausgeschlossen. Die MitarbeiterInnen des ASQF e. V. sowie sämtliche am Gewinnspiel beteiligten Personen sind von der Teilnahme ausgeschlossen.

     

    1 Kommentar

    1. Björn Busch

      Einen schöne (Achtung: Wortspiel angelehnt an den Titel des Buches) Idee für neue / andere Perspektiven auf Software bzw. den Softwaretest. Bin gespannt …

      Antworten

    Einen Kommentar abschicken

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    ASQF e.V.